Chronikmaterial - "Das Grüne Fließband"
In diesem Beitrag befassen wir uns wieder mit einem Fund aus unserem Chronikmaterial des ehemaligen Kreises Parchim. Unser Beitrag geht dabei in eine ganz andere Richtung, als vorherige Beiträge – nämlich in die Landwirtschaft.
Die Akte ist recht schmal und sowohl Chronik als auch Rahmen-Kollektivvertrag sind für diesen Beitrag nicht von Belang. Übrig bleiben zwei Plaketten und drei Drehscheiben, die wir uns dafür umso genauer ansehen wollen. Die Bilder finden Sie wie gehabt alle am Ende des Beitrages.
Bei den Plaketten handelt es sich um metallene Abzeichen für die „Besten Mechanisatoren“, einmal für die Stufe zwei und einmal für die Stufe drei. Sie wurden aus leichtem Metall hergestellt und wurden farbig verziert. Neben dem Schriftzug sticht der Traktor hervor, mit farbigen Akzenten in Rot, Blau und Lila.
Leider haben wir keine weiteren Informationen zu den Plaketten, sodass wir nicht sagen können, ob es sich um Entwürfe handelt, oder ob die Plaketten so genutzt wurden.
Auch zum Nutzen liegen uns keine Informationen vor, sodass wir nicht sagen können, wann sie wem wofür verliehen wurden, oder ob diese zum Beispiel stationär in den LPG aushingen und in regelmäßigen Abständen der beste Mechanisator gewählt wurde.
Den Drehscheiben können wir zum Glück mehr Informationen entnehmen.
Alle drei Scheiben haben gemein, dass sie überwiegend in Grüntönen ausgestaltet wurden und Bilder aus der Landwirtschaft zeigen. Sie informieren über verschiedene Aspekte der Landwirtschaft, wie den Anbau verschiedener Pflanzen und die Aufzucht von Tieren.
Die erste Drehscheibe trägt den Titel „Das Grüne Fließband“ und stellt den Anbau verschiedener Pflanzen, die als Futter genutzt wurden, dar. Zum Beispiel bei Futterrübsen sollten Ende August zehn bis 15 Kilogramm pro Hektarausgesät werden und sie sind als „Winterzw.“ geeignet. Erklärt wurde diese Abkürzung nicht, eventuell handelt es sich dabei um „Winterzwischenfrucht“. Weiter seien Futterrübsen für alle Böden geeignet und der Grünfutterertrag beliefe sich auf ungefähr 150 dz (Doppelzentner) pro Hektar.
Spörgel – auch als Spark bekannt und nicht mit Spargel zu verwechseln – ist eine Stoppelfrucht (auch Sommerzwischenfrucht) die Ende Juni im geringen Sandboden ausgesät werden solle. Bei einer Aussaatmenge von 20 Kilogramm pro Hektar, sei mit 100 dz pro Hektar Grünfutterertrag zu rechnen. Im Vergleich zu den Futterrübsen die im April zu ernten seien, solle Spörgel im September oder Oktober geerntet werden.
In demselben Schema werden weitere Pflanzen wie Sonnenblumen, Lupine und Senf beschrieben. Weitere Erklärungen gibt es zu den einzelnen Pflanzen nicht. Dies liegt sicherlich auch an der begrenzenden Form der Drehscheiben selbst. Auf der Rückseite finden sich jedoch ein paar allgemeine Hinweise und auch ein paar Angaben zur Herkunft:
Mittig oben steht das Logo der VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe) gedruckt. Mittig unten steht der Preis: 0,50 DM und darüber eine Quellenangabe: „Seifert: Meine Erfahrungen mit dem Grünen Fließband Handbuch des Genossenschaftsbauern, Band III“.
Die zweite Scheibe ist ebenfalls von der VdgB und stellt „Die Richtige Kälberaufzucht“ dar.
Sie beginnt ab dem ersten Tag, wobei ein Kalb 40 kg wiege und drei Liter Vollmilch je Tag bei 3,2 % Fett trinken solle. Magermilch, Leinsamen oder Kraftfuttergemisch stehen natürlich noch nicht auf dem Speiseplan. Das ändert sich ab der dritten Woche. Das Kalb solle nun schon 55 kg wiegen, zehn Liter Vollmilch pro Tag bekommen und zusätzlich 50 Gramm Kraftfuttergemisch.
Ab der elften Woche wird die Vollmilch vom Speiseplan gestrichen und das Kalb solle bereits 103 kg wiegen. Statt der Vollmilch werden täglich 900 Gramm Kraftfuttergemisch, acht Liter Magermilch und zwei Liter Leinsamen oder Haferschrottrank genannt.
Die Drehscheibe reicht bis zur 21. Woche. Hier solle ein Kalb 160 kg wiegen und täglich anderthalb kg Kraftfuttergemisch, neun Liter Leinsamen oder Haferschrottrank und einen Liter Magermilch bekommen.
Auch hier enthält die Rückseite weitere Informationen. Anders als bei den Pflanzen werden keine weiteren Hinweise zur Aufzucht der Kälber gegeben, sondern insgesamt benötigte Ressourcen benannt. Benötigt würden insgesamt:
- 396 Liter Vollmilch
- 461Liter Hafermilch
- 30 kg Leinsamen oder ein dz Haferschrot
- 123,2 kg Kraftfuttergemisch
Auch die Bestandteile des Kraftfuttergemischs werden beschrieben:
- jeweils 50 kg Haferschrot und Weizenkleie
- jeweils ein kg Viehsalz und Futterkalk
Und außerdem 50 kg Trockenschnitzel. Dabei wurden natürlich keine Kälber an die Kälber verfüttert. Es handelt sich um entzuckerte Rüben, die (zumindest heute) eher wie kleine Pellets als Schnitzel aussehen. In Rot steht außerdem noch der Hinweis, dass nach Bedarf jeden Tag bis zu 1,5 kg Heu gegeben werden solle.
Der Preis dieser Drehscheibe belief sich ebenfalls auf 0,50 DM. Als Quelle wird aufgeführt: „VdgB Broschürenreihe: ‚Werktätige Bauern berichten über ihre Erfahrungen‘ Heft 1/1955 – G. Robra: ‚Wie ich gesunde Kälber aufziehe‘, erschienen beim Deutschen Bauernverlag, Berlin, erhältlich in allen Buchhandlungen und über den Postzeitungsvertrieb“.
Die letzte Drehscheibe ist diesmal beidseitig als solche zu nutzen und behandelt Mais. Auf der Vorderseite werden Daten zu Körner- und Silomais dargestellt und auf der Rückseite dieselben Daten auf Schulgärten bezogen.
Zum Vergleich und zur einfacheren Übersicht haben wir Ihnen eine Tabelle mit einer Auswahl der Daten erstellt.
Kategorie |
Körnermais |
Silomais |
Körnermais (Schule) |
Silomais (Schule) |
Sorten |
Mahndorfer, Schindelmeister, Strenzfelder |
Alle Körnermaissorten |
s. Körnermais |
s. Silomais |
Aussaatszeit |
Mitte April – Anfang Mai |
Bis Ende Mai |
s. Körnermais |
Ende Mai, nach Vorfrucht |
Aussaatmenge |
20 – 30 kg pro ha |
25 – 35 kg pro ha |
250 – 300 g pro 100 m2 |
250 – 300 g pro 100 m2 |
Pflege |
2 – 3 x striegeln, 2 – 3 x lockern durch Hackmaschine |
2 – 3 x striegeln, 2 – 3 x lockern durch Hackmaschine |
5 – 6 x hacken |
5 – 6 x hacken |
Damit haben wir das Ende dieses Beitrages erreicht. Lassen Sie sich auch nächsten Monat wieder von einem neuen Beitrag überraschen.
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