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Anfragen zu Bauakten - Typenbauten in der DDR

In Weiterführung unseres Beitrags zu Bauunterlagen betrachten wir heute die Typenbauten zu Zeiten der DDR genauer.

Wie in dem vorigen Beitrag erwähnt, gab es hier ein paar Besonderheiten im Vergleich zu den „normalen“ Bauakten, beziehungsweise zu Bauanträgen und -genehmigungen. Gleichzeitig verändert sich die Bearbeitung von unserer Seite aus.

Was sind Typenbauten?

Bei Typenbauten handelt es sich um Gebäude, die einheitlich anhand vorgefertigter Baupläne gebaut wurden. Aufrechnungen und Aufstellungen (zum Beispiel zu benötigten Materialien) sind ebenfalls schon vorhanden. Sogar Möblierungsvorschläge können enthalten sein. Dies bedeutete, dass man nicht, wie heute üblich, sein Haus nach eigenen Wünschen gestaltete.

Hierzu gab es Kataloge, in denen jeweils verschiedene Typen beschrieben wurden. Diese Typenbauten gab es nicht nur für einzelne Wohnhäuser, Doppelhaushälften oder Reihenhäuser, sondern unter anderem auch für Schulen, Wohnblöcke und Bungalows/Wochenendhäuser.

Es ist allerdings auch möglich, dass nicht exakt nach Typenvorlage gebaut wurde, oder dass um- und angebaut wurde. Hierzu sollten wiederum eigene Akten vorhanden sein.

Unterschiede zu anderen Bauakten

Zu, zum Beispiel, Neubaugebieten gab es auch Gesamtgenehmigung anstelle von einzelnen Genehmigungen oder Anträgen. Dies bedeutet, dass es möglicherweise gar keine einzelne Akte zu einem Gebäude gibt.

Das kann die Recherche sowohl stark vereinfachen als auch erschweren. Wir können nur nach den Bauplänen zu ihrem Haus in den Typenbauunterlagen suchen, wenn Sie uns sagen können, dass es sich um einen Typenbau handelt und um welchen. Sollten Sie uns diese Angaben in Ihrer Anfrage mitteilen, ist es für uns sehr einfach die Pläne zu finden – soweit wir zu diesem Typ Unterlagen vorliegen haben.

Für Kopien oder Scans aus den Katalogen benötigen wir generell auch keinen Eigentumsnachweis, da es sich um standardisierte Unterlagen handelt. In diesen Fällen sind keine persönlichen Daten vorhanden, die bei „normalen“ Bauunterlagen geschützt werden müssten.

Zu beachten ist jedoch, dass sich die Grundrisse der Gebäude von denen in den Katalogen unterscheiden können, sollten Gebäudeteile um- oder angebaut worden sein. Hierzu könnten eventuell eigene Akten vorliegen.

Die Kataloge

Zuerst schauen wir uns „Das Bodenreform-Bauprogramm 1952“ an. Auf der ersten Seite steht:

„Diese Broschüre soll den bauwilligen Neubauern einen Überblick über die Grundrißgestaltung der Bautypen in Zahlenwerten und in bildlicher Darstellung geben.

Es soll damit erreicht werden, daß der Neubauer schon vor Beginn des Baus ein klares Bild über seinen zukünftigen Bau erhält.“

Nach ein paar Seiten, die über mehr Details zu Bau und Bauweise informieren, sehen wir das erste Haus.

Dies ist detailreich gezeichnet mit Zaun, ein paar Pflanzen und einem Kinderwagen. Es gibt zwei Versionen, die erste beschränkt sich auf das Erdgeschoss, solle höchstens 11.000 DM kosten, wozu es einen Höchstkredit von 8.000 DM gäbe. Der Höchstkredit für die zweite Version, mit Ausbau des Dachgeschosses, bleibt gleich, die Kosten stiegen auf 12.600 DM. Die bebaute Fläche umfasse 74,40 m2, mit 15,36 m2 Schlafzimmer, 14,11 m2 Wohnküche (insgesamt 29,47m2) und 27,02 m2 Stallfläche. Wird das Dachgeschoss mit ausgebaut, gäbe es zusätzlich entweder ein Zimmer mit 15,91 m2 oder zwei Schlafkammern, zusammen 12,04 m2. Zur Auswahl stehen Massivbauweise und Lehmbauweise.

Die Angaben sind insgesamt überschaubar. Es gibt eine Angabe zu Länge und Breite und eine Zeichnung, welche aber unbemaßt und Maßstablos ist.

Dies ist in dem „Angebotskatalog Eigenheime. Projektserien für den Eigenheimbau. Bezirk Schwerin.“ schon anders. Es handelt sich um Heft 1 von 1977, der Maßstab beträgt 1:200.

Auf der ersten Seite ist das „Fertigteilhaus Typ FH 80“ zu sehen, Schrift und Zeichnungen (inklusive bemaßter Zeichnungen) sind grün unterlegt. Auf der zweiten Seite folgen Beschreibungen zu Haus und Bau. Die Beschreibung ist genauer und wurde etwas werbender formuliert, als bei dem vorigen Bau.

Als nächstes sehen Sie unten bei den Bildern ein Beispiel eines Wohngebietes. Hierzu wird der Typ „Weimar D 2 II-4“ bzw. „Weimar D 2 II-5“ abgebildet. Es handelt sich um „Reihenhäuser der Mittelsektion“. Auf der Seite links neben den Ansichten und Rissen sind Informationen zu Gebäudegröße, Raumgröße, Konstruktion, Heizung und Baupreis aufgeführt. Auch der Unterschied der zwei Versionen wird hier deutlich: Version II-5 verfügt über zwei Kinderzimmer mehr, dafür über keine Garage und keine zweite Diele.

Wie bereits erwähnt, ist die Suche nach Unterlagen in den Katalogen oft einfacher, als die Suche in unseren anderen Findmitteln. Zumindest soweit Sie uns mitteilen, um welchen Typ es sich bei Ihrem Gebäude handelt. Da es sich um ca. DIN A4 große Kataloge handelt, ist die Reproduktion – ob als Kopie oder Scan – ebenfalls problemlos.

Wenden Sie sich gerne an uns, sollten Sie Fragen haben. Unsere Kontaktdaten finden Sie am Computer rechts in der Randspalte und auf Mobilgeräten unter dem Beitrag.

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04.12.2023