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Selbstschutz / Selbsthilfe der Bevölkerung

Nicht immer können Rettungskräfte überall und sofort zur Stelle sein. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie man sich in Krisensituationen selbst helfen kann. Kommt es beispielsweise aufgrund eines schweren Unwetters, zu Überschwemmungen, Stromausfällen und anderen schweren Schäden, kann nicht allen Bürgerinnen und Bürgern gleichzeitig geholfen werden.

Deshalb ist es wichtig, dass sich jede und jeder Einzelne im Rahmen der Selbsthilfe vorsorglich selber hilft oder auf die Hilfe von Nachbarn und anderen Personen setzen kann. Diese erste Phase der Selbsthilfe muss so wirksam und geeignet sein, dass die Zeit bis zum Eintreffen organisierter Hilfe überbrückt werden kann.

Aus diesem Grund sollten Sie sich die folgenden Fragen beantworten können:

  • Sind Sie als Bürger auf solche Ereignisse ausreichend vorbereitet?
  • Was können Sie tun, um sich und Ihre Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn oder andere Mitmenschen in extremen Gefahrensituationen zu schützen?
  • Was können Sie tun, um die Hilfs- und Rettungskräfte zu unterstützen?
  • Welche Schulungen, Hilfsmittel, Tipps und Ratschläge gibt es, die Ihnen in diesen Situationen weiterhelfen können?

(Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK))


Hinweise für die eigene Vorratshaltung

Ein Mensch kann unter Umständen drei Wochen ohne Nahrung auskommen, aber nur vier Tage ohne Flüssigkeit.

  • Halten Sie pro Person ca. 14 Liter Flüssigkeit je Woche vorrätig.
  • Geeignete Getränke sind Mineralwasser, Fruchtsäfte und andere länger lagerfähige Getränke.
  • Halten Sie vor allem Lebensmittel und Getränke vorrätig, die Sie und Ihre Familie auch normalerweise nutzen.
  • Strom weg? Achten Sie darauf, dass Esswaren auch ohne Kühlung länger gelagert werden können und ein Großteil Ihres Vorrats auch kalt gegessen werden kann.
  • Achten Sie auf das Mindesthaltbarkeitsdatum. Beschriften Sie Lebensmittel ohne Kennzeichnung mit dem Einkaufsdatum.
  • Sie sollten Lebensmittel kühl, trocken und dunkel aufbewahren. Achten Sie auf luftdichte Verpackung.

(Quelle: BBK)

Hausapotheke vorausschauend planen

Gedanken machen sollte man sich auch bei der Zusammenstellung der Hausapotheke. Sie ist besonders wichtig, wenn in einer Notsituation das Zuhause nicht verlassen werden kann, beispielsweise bei einem schweren Unwetter. In solchen Situationen ist es hilfreich, einige Medikamente im Haus zu haben, um Verletzungen oder leichtere Erkrankungen behandeln zu können.

Die Hausapotheke sollte in einem abschließbaren Schrank oder Fach aufbewahrt werden. Für Kinder sollte dieser nicht zugänglich sein (hoch hängen oder abschließen). Ideal wäre ein kleiner Schrank mit frei zugänglichem Verbandsfach und abschließbarem Medikamentenfach.Das Badezimmer ist der falsche Platz! Medikamente sollten kühl und trocken lagern.

Das gehört in eine Hausapotheke:

  • persönliche, vom Arzt verschriebene Medikamente
  • Schmerz- und fiebersenkende Mittel
  • Mittel gegen Erkältungskrankheiten
  • Mittel gegen Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
  • Mittel gegen Insektenstiche und Sonnenbrand
  • Elektrolyte zum Ausgleich bei Durchfallerkrankungen
  • Fieberthermometer
  • Splitterpinzette
  • Hautdesinfektionsmittel
  • Wunddesinfektionsmittel
  • Einweghandschuhe
  • Atemschutzmaske
  • Alles, was ein DIN 13164-Verbandskasten (Autoverbandskasten) enthält:
  • Mull-Kompresse
  • Verbandschere
  • Pflaster und Binden
  • Dreiecktuch
  • Immer auf dem aktuellen Stand

Die Hausapotheke sollte keine Medikamente enthalten, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist. In vielen Haushalten ist die Hausapotheke eine Sammlung von alten und abgelaufenen Medikamenten. Das kann sogar gefährlich sein, denn Medikamente, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, können nicht nur ihre Wirkung verlieren, sondern auch gefährlich werden. Die Hausapotheke sollte daher regelmäßig kontrolliert und verfallene Medikamente aussortiert und ersetzt werden.

(Quelle: BBK)

Immer Notgepäck vorhalten

Wenn es brennt, muss man schnell das Zuhause verlassen. Oder bei einer Evakuierung, weil in der Nähe Weltkriegsmunition gefunden oder ein Gasleck entdeckt wurde. Dann bleibt häufig nicht mehr viel Zeit zum Packen. Mit einem vorbereiteten Notgepäck kann man dagegen mit einem Griff alles Wichtige mitnehmen.

Selbst wenn die Zeit reichen sollte, beispielsweise bei einer Evakuierung noch einige Dinge einzupacken – ist es schwer, in einer stressigen Situation an alles zu denken. Vorplanen ist deshalb besser als nachtrauern. Es könnte in einem oben beschriebenen Szenario auch längere Zeit dauern, bis die Wohnung wieder betreten werden kann. Vielleicht ist man in einer Notunterkunft oder bei Bekannten untergebracht. Das Notgepäck soll helfen, die ersten Tage außer Haus zurechtzukommen. Oberste Grundregel: Für jedes Familienmitglied sollte nicht mehr mitgenommen werden, als in einen Rucksack passt. Ein Rucksack ist geeigneter als ein Koffer, da beide Hände frei bleiben.

Das gehört in den Notfallrucksack:

  • persönliche Medikamente
  • Erste-Hilfe-Material
  • batteriebetriebenes Radio, Reservebatterien
  • Dokumentenmappe
  • Verpflegung für zwei Tage in staubdichter Verpackung
  • Wasserflasche
  • Essgeschirr und -besteck
  • Dosenöffner und Taschenmesser
  • Taschenlampe, Reservebatterien
  • Schlafsack oder Decke
  • Kleidung für ein paar Tage, auch Wetterschutzbekleidung
    • Um für verschiedene Situationen richtig ausgestattet zu sein, sollte die Kleidung nach dem „Zwiebelprinzip“ zusammengestellt werden.
    • Das bedeutet, mehrere Schichten Kleidung einzuplanen, beispielsweise
      • Unterwäsche,
      • T-Shirts und Stoffjacken oder Pullover.
    • Wichtig ist auch Wetterschutzbekleidung wie
      • eine Regenjacke oder ein Regenmantel und
      • wetterfeste Schuhe oder Gummistiefel.
  • Kopfbedeckung
  • Arbeitshandschuhe
  • Hygieneartikel (zum Beispiel Artikel für Monatshygiene, Windeln) für ein paar Tage
  • Schutzmaske, behelfsmäßiger Atemschutz (auch zum Schutz bei Gefahr durch radioaktive oder chemische Stoffe)
  • Handy

Tritt eine Situation ein, in der das Notgepäck benötigt wird, müssen wichtige Dinge ergänzt werden, die man nicht vorbereitend packen kann:

  • Personalausweis / Reisepass
  • Bargeld, Geldkarten
  • Gesundheitskarte der Krankenversicherung
  • Impfpass
  • Haustürschlüssel, ggf. Autoschlüssel
  • Handy/Smartphone falls vorhanden, damit Sie mit Angehörigen in Kontakt bleiben können.

(Quelle: BBK)

Wichtige Dokumente und die eigenen vier Wände sichern

Wichtige Dokumente wiederzubeschaffen, kann schwierig, in manchen Fällen gar unmöglich sein. Für Arbeitszeugnisse und andere Qualifizierungsnachweise wie beispielsweise Teilnahmebescheinigungen gibt es beispielsweise kürzere Aufbewahrungsfristen als für Abschlusszeugnisse. Man sollte also rechtzeitig darüber nachdenken, was von Bedeutung ist und alle wichtigen Dokumente in einer Dokumentenmappe zusammenstellen. Diese wird dann an einem Ort griffbereit aufbewahrt. Für den Notfall sollten alle Familienmitglieder über den Standort der Mappe Bescheid wissen. Außerdem ist es sinnvoll, Kopien wichtiger Dokumente digital zu sichern oder an anderer Stelle zu hinterlegen, beispielsweise bei Verwandten, Freunden, einem Notar oder Anwalt oder in einem Bankschließfach.


Das gehört in die Dokumentenmappe:

Eine Dokumentenmappe ist etwas sehr Individuelles. Es hängt von den persönlichen Lebensumständen ab, welche Dokumente für jemand wichtig sind. Hier einige Beispiele für Dokumenttypen, die in eine Dokumentenmappe gehören:

Im Original:

  • Familienurkunden (Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden) bzw. Stammbuch

Im Original oder als beglaubigte Kopie:

  • Sparbücher, Kontoverträge, Aktien, Wertpapiere, Versicherungspolicen
  • Renten-, Pensions- und Einkommensbescheinigungen, Einkommenssteuerbescheide
  • Qualifizierungsnachweise: Zeugnisse (Schulzeugnisse, Ausbildungs- und Hochschulzeugnisse, Nachweise über Zusatzqualifikationen)
  • Verträge und Änderungsverträge, zum Beispiel auch Mietverträge, Leasing- und Kaufverträge etc.
  • Testament, Patientenverfügung und Vollmacht

Als einfache Kopie:

  • Personalausweis, Reisepass
  • Führerschein und Fahrzeugpapiere
  • Impfpass
  • Grundbuchauszüge
  • sämtliche Änderungsbescheide für empfangene Leistungen
  • Zahlungsbelege für Versicherungsprämien, insbesondere Rentenversicherung
  • Meldenachweise der Arbeitsämter, Bescheide der Agentur für Arbeit
  • Rechnungen, die offene Zahlungsansprüche belegen
  • Mitglieds- oder Beitragsbücher von Verbänden, Vereinen oder sonstigen Organisationen

Nicht nur in Sachen Dokumentenmanagement kann man sich auf Krisen vorbereiten, auch die eigenen vier Wände sollte  man dabei im Blick haben.

Extreme Wetterlagen wie Stürme, starke Schneefälle oder Hochwasser können Gebäude stark schädigen. Oft reichen schon kleinere bauliche Maßnahmen, um die Sicherheit von Gebäuden deutlich zu steigern.

Wer Haus- oder Wohnungseigentümer ist, kann selbst einige Dinge tun oder veranlassen, um die Sicherheit des Gebäudes zu erhöhen. Als Mieterin oder Mieter kann man sich bei der Vermieterin oder beim Vermieter erkundigen, welche Sicherheitsmaßnahmen bereits getroffen wurden und anregen, fehlende Maßnahmen umzusetzen.

Hier einige Beispiele, in welchen Bereichen Vorkehrungen getroffen werden können:

Dach

  • Die Dachdeckung sollte mit Sturmhaken und ausreichender Vernagelung gesichert werden.
  • Schneefanggitter sorgen für Schutz vor Dachlawinen (Verkehrssicherungspflicht bei Bürgersteigen usw.).
  • Bei Schneelast sind Flachdächer und weit gespannte Decken besonders gefährdet.
  • Dachstuhl und Dachhaut sollten durch zusätzliche Befestigungen gegen Abheben bei Orkanböen gesichert werden
  • Bei geneigten Dächern sollten Windrispen in kreuzweiser Anordnung angebracht werden.

Garten oder Außenanlage

  • Bei Bäumen in Hausnähe sollte daran gedacht werden, dass diese bei einem Sturm umstürzen oder größere Äste das Haus beschädigen können.
  • Hierfür sind Sicherungsmaßnahmen dringend angeraten, umsturzgefährdete Bäume sollten entfernt werden.
  • Markisen und Überdachungen sind gegen Stürme zu sichern.
  • Bewegliche Gegenstände (zum Beispiel Gartenmöbel, Sonnenschirme, Mülltonnen, Trampoline, Fahrräder) sollten bei einem Sturm gesichert untergestellt werden.

Abwasser

  • Rückstauverschlüsse bzw. Rückstauklappen in Abwasserleitungen bieten Schutz vor Rückstauschäden. Diese sollten regelmäßig auf einwandfreie Funktion kontrolliert werden.
  • Mit einer Hebeanlage kann Abwasser aus tiefer gelegenen Geschossen entsorgt werden; diese Leitungen müssen deutlich oberhalb des Rückstauniveaus geführt werden.
  • Eine leistungsfähige Tauchpumpe ermöglicht in Verbindung mit einem Pumpensumpf das Abpumpen eventuell eingedrungenen Wassers. Pumpensümpfe sollten an mehreren Stellen in überflutungsgefährdeten Geschossen und in Ausgangsnähe eingeplant werden.
  • Fliesenbeläge und wasserfeste Bau- und Dämmmaterialen in den Untergeschossen ermöglichen eine effektive Entsorgung von Wasser und Schlammrückständen, sollte es zu einer Überschwemmung kommen.

Elektroversorgung

  • Die Elektroanlage sollte hinsichtlich des Schutzes vor Überspannungen und auf Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD, früher FI-Sicherung) kontrolliert und ergänzt werden.
  • Ist der Blitzschutz des Hauses ausreichend ausgelegt? Für gefährdete Geschosse empfiehlt es sich komplett getrennte Stromkreise zu installieren, die bei Bedarf vollständig stromlos geschaltet werden können.
  • Zählerkästen und Hausanschluss etc. sollten überflutungssicher angelegt sein.
  • Wer in einem Überflutungsgebiet wohnt, sollte sich überlegen, ein leistungsstarkes, kleines Notstromaggregat für den Betrieb einer Tauchpumpe anzuschaffen.

Heizung

  • Tankanlagen im Haus und im Außenbereich sollten gegen Aufschwimmen gesichert sein.
  • Der Betrieb der kompletten Heizungsanlage sollte im Idealfall auch über Notstrom funktionieren.
  • Die Heizungsanlage selbst sollte auch gegen Überflutungen gesichert werden.

(Quelle: BBK)






19.01.2023