Kleine Archivschätze Nr. 3 - Landestheater Parchim
Die „Bunte Bühne“ entstand 1945. 1948 wurde das Theater als „Parchimer Kreistheater“ weitergeführt und ab Sommer 1949 steht auf den Programmheften in unserer Chronik-Sammlung „Mecklenburgisches Landestheater Volksbühne Ludwigslust/Parchim“. Erst mit der Umbenennung 1951 steht auf den Programmheften (die in diesem Bestand bis 1987 reichen) gleichbleibend „Landestheater Parchim“.
Diese Programmhefte – und weitere kleine Schätze – sind die Hauptcharaktere dieses Beitrags.
Von 1945 bis 1987 reichen sie. Zu Anfang sind sie sehr simpel gestaltet: bräunliches Papier, simple Druckschrift und eine einfache Zeichnung einer Maske oder eines Gebäudes. Einmal aufgeklappt verraten diese Hefte Daten wie Titel, Genre, Darsteller, weitere Mitarbeiter und eine kurze Inhaltsangabe des Stücks.
Doch mit den Jahren ändert sich dieses Bild schnell. Die kleinen Heftchen sind plötzlich fast doppelt so groß wie zuvor. Anstatt DIN A6 groß, haben sie nun das Abmaß von DIN A5. Die künstlerische Gestaltung ist viel ausgiebiger, inklusive Farben und es werden mehr Informationen gegeben als zuvor.
Ein Beispiel zu diesen Informationen ist zum Beispiel ein Heft aus der Spielzeit 1951/52. Hier wird ausgiebig beschrieben, wie Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ entstanden sein soll. Es folgen eine Abbildung Schillers und eine Beschreibung darüber, wie er sich während einer Aufführung verhalten haben soll. Auch ein Zeitstrahl seines Lebens und seiner Hauptwerke ist aufgeführt.
Diese zusätzlichen Informationen unterscheiden sich von Heft zu Heft, passend zum Stück: ob Medizin des 17. Jahrhunderts oder ferne Länder. Ab Mitte der 1950er-Jahre werden auch abgebildete Fotografien immer häufiger, im Vergleich zu den Zeichnungen zuvor.
Die Programmhefte beziehen sich überwiegend auf einzelne Stücke, wohingegen sich auch einige Spielpläne in diesem Bestand befinden. Diese sind meistens für die Spanne einer Woche oder eines Monats gedruckt und wieder etwas simpler gestaltet. Sie wirken wie einfache Aushänge: Oben links befindet sich das Logo des Theaters, daneben der Name desselben mit Jahr und Wochen- oder Monatsangabe. Darunter folgen schlussendlich Angaben zu Stück, Tag, Ort und Uhrzeit.
Die meisten dieser Pläne reichen von der Mitte der 1950er-Jahre bis in die 1980er-Jahre. Weiter haben wir auch ein paar Pläne aus den 1950er-Jahren und einen einzelnen Plan von 1972, welche eher wie Plakate und weniger wie Aushänge gestaltet sind. Auf Farbe und Gestaltung wird bei diesen ein größeres Augenmerk gelegt als bei den Spielplänen. Die Formate dieser Pläne passen sich ebenfalls dem Format von Plakaten mehr an.
Zu guter Letzt eine weitere Besonderheit: Ein Spielplan von 1948. Neben den üblichen (oben genannten) Angaben wird hier auch über den Kartenverkauf informiert. Die Karten waren überwiegend freiverkäuflich zu erwerben. Für eine Vorstellung von Lessings „Nathan der Weise“ am 06.10.1948 um 20 Uhr wurden die Eintrittskarten stattdessen verlost.
Besonders ist dieser Plan vor allem, da sich in dieser Akte nur wenige Unterlagen aus dem Zeitraum von 1945 bis 1950 befinden. Das Gleiche gilt insgesamt für Unterlagen zu dem Theater. Doch auch wenn dies nur ein kleiner Einblick in die Geschichte des Theaters ist, so verrät dieses Archivgut trotzdem viel – zum Beispiel über die damalige Zeit, die Gesellschaft und den Umgang miteinander. Dies sieht man unter anderem in der Wahl der aufgeführten Stücke und in den Zusatzinformationen der Programmhefte, aber auch in der künstlerischen Gestaltung. Entspricht diese zum Beispiel der Kunst der jeweiligen Jahre, oder wurden ältere Stile benutzt, war zum Beispiel ein Stück vor noch längerer Zeit verfasst worden?
Geschichte steckt in mehr alltäglichen Gegenständen, als man vielleicht annimmt. Und deswegen führen wir diese Beitragsreihe zu „kleinen Archivschätzen“ auch nächsten Monat fort, sodass Sie sich wieder auf interessantes Archivgut freuen können.
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