Einblicke in die Archivbibliothek
Bücher werden nicht nur in Bibliotheken aufbewahrt, sondern auch in Archiven. Dabei bietet es sich an, diese in einem eigenen Bestand zusammenzufassen: der Archivbibliothek. Die Medien in dieser Bibliothek sind vor allem darauf ausgelegt, die im Kreisarchiv befindlichen Unterlagen besser zu verstehen und Regionalgeschichte zu bewahren. Also zum Beispiel Gesetzestexte, um vergangene Entscheidungen nachvollziehen zu können. Mittlerweile sind diese natürlich auch im Internet einsehbar.
Deswegen gehören hier alle möglichen Medien dazu, die eben nicht zu den typischen Verwaltungsunterlagen gehören. Bücher, Essays, Flyer, Chroniken und allgemein in- und über Orte des Landkreises veröffentlichtes, auch graue Literatur. In unserem Fall ist auch ein wenig Belletristik (schöne Literatur wie Romane) dabei. Zur einfacheren Übersicht ist die Archivbibliothek in viele verschiedene Themen unterteilt, unter anderem: Geisteswissenschaften, Wirtschaft, Verwaltung, Rechtswesen, Geschichte, Kunst und Musik, Religion, Pädagogik, Geographie, Naturwissenschaften und Belletristik.
Darunter finden sich auch einige „Schätze“, die vielleicht eher in einer großen wissenschaftlichen Bibliothek erwarten werden. Ein Paar von diesen stellen wir heute vor und beginnen mit einem etwas traurigeren Fund.
Unter der Signatur „S/001“ finden sich sieben Bände, die lediglich unter „Staatskanzlei“ erfasst wurden. Literaturangaben fehlen hier überwiegend. Veröffentlicht wurden diese zwischen 1700 und 1750. Wie Sie den Bildern entnehmen können, sind die Bücher in sehr schlechtem Zustand, sodass zum Schutz der Bücher keine Bilder der Innenseiten gemacht wurden. Da aber leider auch ein paar der Buchdeckel fehlen, bekommen wir trotzdem einen kleinen Einblick, bei dem auch die damalige Schreibweise hervorsticht.
„Europaeischer Staats-Canzley Drey- und zwanzigster Theil. In welchem sowohl die Gravamina des Herrn Wild- und Rhein-Grafens zu Dhaun / wider die Fuerstl. Salmische / in dem Evangelischen Kirchen- und Schul-Wesen / unternommene gewaltsame Eingriffe / als auch des Hochfuerstl. Hauses Holstein-Gottorff in Puncto Restitutionis & Indemnisationis mit der Cron Daenemarck annoch ob-waltende Differentien, dann der zwischen der Reichs-Praelatur Petershausen und dem GOttes-Hauß Creutzlingen entstandene Praecedenz-Streit.
von Antonio Fabro. Anno MDCCXIV (Anm.: 1714)“
Die nächste Signatur, „F/414“, offenbart hingegen den ersten Band einer Buchreihe namens „Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung.“ von Alexander von Humboldt, 1845. Hierzu sind in dieser Auflage fünf Bände erschienen, von denen sich allerdings nur zwei in unserem Bestand befinden. Anders als der Titel den Anschein geben mag, behandelt das Buch nicht das Universum an sich, sondern das „physische“ der Erde: „Was mir den Hauptantrieb gewährte, war das Bestreben die Erscheinungen der körperlichen Dinge in ihrem Zusammenhange, die Natur als ein durch innere Kräfte bewegtes und belebtes Ganze aufzufassen“ – Vorwort S. VI. Aufgezählt werden auf derselben Seite im Spezifischen: Botanik, Geognosie (heute Geologie), Chemie, astronomische Ortsbestimmungen und Erdmagnetismus.
Das letzte Buch heißt „Cometh up as a Flower“, zu Deutsch etwa „Aufwachsen/Erblühen wie eine Blume“, eine Autobiografie von Rhoda Broughton, 1867. Eine Geschichte, die die Gedankenwelt der Protagonistin zeigt, welche sich nicht recht mit den sozialen Erwartungen des viktorianischen Zeitalters anfreunden kann.
Wichtig ist gerade für die Mitarbeiter natürlich auch die Archivliteratur. Hierzu befindet sich sowohl ältere, als auch neue Literatur in unserer Archivbibliothek. Diese sind aus praktischen Gründen in das Archiv gekommen – für die eigene Arbeit. Auch wenn die älteren Bücher nicht mehr aktuell sind, ist es interessant zu sehen, wie sich dieser Beruf verändert hat. Beispielsweise gibt es den Beruf FaMI (Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv) als anerkannten Ausbildungsberuf erst seit Ende der 1990er. Zuvor gab es nur die Möglichkeit als Archivassistenz zu arbeiten oder zu studieren.
In Zukunft soll auch ein Online-Findbuch entstehen, sodass Sie ganz bequem von zu Hause aus in der Archivbibliothek recherchieren können. Dies ist besonders, da dies bei den meisten unserer Bestände nicht möglich ist, des Datenschutzes halber. Auszuleihen sind die Medien allerdings nicht, da es sich um eine Präsenzbibliothek handelt, die Medien sollen also immer „anwesend“ sein.
Wir behalten uns das Recht vor eine Einsicht auch in diesen Bestand auf Grund des Erhaltungszustandes, zum Schutze der Medien, zu untersagen.