Die Geheimnisvolle Kiste
Wie im vorigen Beitrag erwähnt findet sich in Archiven einiges Kurioses. Ob Anekdoten von Kollegen, interessante und gleichzeitig merkwürdige Anfragen, oder überraschende Funde in Magazinräumen und Archivkartons.
Anfang 2006 barg ein Munitionsbergungsdienst eine verrostete Kiste in einem Waldstück im Landkreis. Sie öffneten die Kiste, welche jedoch mit Dokumenten gefüllt war. Das Ordnungsamt Parchim wurde gerufen, dazu eine Kollegin unseres Archivs und ein Kollege der Waffenbehörde. Die Dokumente waren so durchnässt, dass sie der Kiste nicht entnommen werden konnten. Das Kreisarchiv hatte nicht die Möglichkeit, die Dokumente zu restaurieren, es konnte jedoch festgestellt werden, dass die Kiste einem Hauptmann Berndt gehörte, welcher 1945 verstarb. Die Kiste wurde dann an das Landeshauptarchiv Schwerin gegeben, welche sie der Zuständigkeit halber an das Bundesarchiv in Freiburg übergab.
Nasse Dokumente sind aus verschiedenen Gründen schwierig. Das Papier zerreißt sehr leicht, die Schrift verschwimmt zumeist und ist eventuell nicht mehr lesbar. Ob und wie sehr Schrift verschwimmt, gedruckt oder handschriftlich, hängt davon ab wie zum Beispiel die benutzte Tinte zusammengesetzt ist. Kugelschreiber und Eisengallustinte sind eher wasserbeständig als heute gängige Füllfederhaltertinten. Das Papier muss also getrocknet werden, auch um eine Schimmelbildung zu vermeiden. Heizungen eignen sich hierfür natürlich nicht, ebenso wenig Öfen oder saugstarke Tücher. Die Dokumente werden eingefroren um Schimmelbildung und weitere Schäden zu vermeiden. Wenn es sich um große „Dokumentenblöcke“ handelt, werden sie wenn möglich vorher in kleinere Einheiten aufgetrennt, oder nach dem Einfrieren leicht angetaut, getrennt und wieder eingefroren. Mittels Gefriertrockenanlage wird den Dokumenten das Wasser entzogen. Dies ist allerdings ein langwieriger Prozess.
Nach der Trocknung müssen Unterlagen jedoch, soweit möglich, restauriert werden. Handelt es sich nicht um eigene Bestände, die bereits eingearbeitet sind, ist eine Einarbeitung ebenfalls notwendig. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, dauert eine Bearbeitung je nach Umfang, Zustand und Material durchaus Jahre.
Bei dem Inhalt der Kiste handelte es sich unter anderem um Schallplatten, Zeitungen, Zeitungsartikel, Berichte und ein Sammelalbum mit getrockneten Blüten.
Anfang 2011 erfragte die Kollegin, die 2006 hinzugerufen wurde, den Verbleib der Dokumente. Sie wurden 2010 nach der abgeschlossenen Restaurierung an das Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg als „Nachlass Alfred-Ingmar Berndt“ gegeben.
Funde wie diese sind für uns natürlich nicht alltäglich, auch war unser Berührungspunkt mit der Kiste eher gering. Gleichzeitig zeigt dieses kleine „Abenteuer“ wieder ein bisschen mehr wie vielfältig unsere Arbeit doch ist. Notübernahmen und Übernahmen von Unterlagen, die noch nicht einmal sortiert wurden, sind zum Beispiel häufiger. Auch diese verlangen sehr viel Arbeit und unterschiedliche Arbeitsschritte, die alle ihr eigenes Wissen und ihr eigenes Fachvokabular verlangen.
Im nächsten Beitrag wollen wir wieder auf die Ausbildung als FaMI (Fachangestellte:r für Medien- und Informationsdienste) eingehen. Diesmal werden wir uns dem zweiten Ausbildungsjahr widmen.