Kleine Archivschätze Nr. 5 - Rente, Hausbau, Gaststätten und Cafés
Auch diesen Monat betrachten wir Verschiedenes aus unserem Chronikbestand. Die Freizeitgestaltung, wie vergangenen Monat zum Beispiel das ehemalige Kulturhaus Mestlin (s. Beitrag 13 - Freizeitangebote), wird wieder kurz angerissen, vor allem geht es aber ums Essen und etwas ernstere Themen. Wie gehabt liegt zu diesen Themen teilweise nur wenig Archivgut vor, aus denen sich kein vollständiger geschichtlicher Rahmen oder genauere Zusammenhänge erschließen lassen.
Rente und Neubauernhäuser
Dies ist schon bei den ersten zwei Archivalien der Fall: „Spar-Rente… jetzt für später“ steht auf dem ersten, auffällig gestalteten Plakat. Vor kräftig blauem Hintergrund steht im unteren Drittel ein schwarzer Blumentopf, aus dem eine Pflanze mit Geldscheinen als Blätter wächst. Gegossen wird die Pflanze mit Münzen und stellt so bildlich den beworbenen Sparprozess dar. In Umlauf gebracht wurde dieses Plakat von der damaligen „Deutschen Versicherungsanstalt“. Datiert ist das Plakat nicht.
Ebenfalls undatiert wirbt auch das nächste Plakat für eine Investition in die eigene Zukunft: „Unser Neubauernhaus. Durch Baukredite in Höhe von 8.000 DM“, samt Bilder und unbemaßter Grundrisse. Die Bilder wurden mit Bäumen, Hühnern und einer Person, die im Schatten des Hauses zu arbeiten scheint, ausgeschmückt. Die Rückseite des Plakats ist ebenfalls interessant – sie wurde für Zeichnungen verwendet. Die Schrift ist nicht lesbar, es scheint sich jedoch um bemaßte Risse und Schnitte eines Hausdachs zu handeln. Vielleicht handelt es sich um das Dach des auf der Vorderseite benannten Bauernhauses, oder vielleicht wurde das Plakat als Schmierpapier verwendet.
HO-Gaststätten und -Cafés
Appetitlicher wirken hingegen die Speisekarten verschiedener Gaststätten und Cafés. „HO“ steht hier für „Handelsorganisation“ – hier konnten verschiedenste Produkte wie Lebensmittel, Kleidung und Haushaltswaren ohne Lebensmittelkarten und Bezugsscheine gekauft werden. Die Preise unterschieden sich dabei anhand von Preisstufen, wobei Preisstufe I die Preiswerteste war. Die Produkte waren allerdings eher teuer, wobei die Preise mit Abschaffung der Lebensmittelkarten und Bezugsscheine auf einen staatlich festgelegten Preis sanken.
Die Speisekarten, die wir heute vorstellen, sind von 1956 und 1957 und die Geschäfte befanden sich in Parchim. Bei der ersten handelt es sich um eine Getränkekarte des Stadtcafés der Preisstufe III K. Sie ist mit Weinreben und Trinkglas in Golddruck verziert und das Angebot umfasste vor allem alkoholische Getränke, aber auch alkoholfreie Getränke wie Orangeade, Kaffee und Trinkschokolade. Wer sich für „Konditorwaren“ interessierte, musste zum Büffet gehen, um Auswahl und Preise zu sehen. Apropos Preise – diese reichten von 0,30 DM für eine Flasche Seltzer bis 3,90 DM für ein Kännchen Mokka mit Milch und Zucker.
Zum Vergleich: Die HO-Gaststätte des Klubhauses „Kurt Bürger“ (s. Beitrag 13: Freizeitangebote) gehörte zur Preisstufe I. Eine Tasse Kaffee sollte hier 0,70 DM kosten, im Stadtcafé 0,90 DM. Neben Getränken und Süßspeisen bestand das Angebot laut Speisekarte vor allem aus Verschiedenen, überwiegend herzhaften, Gerichten. Diese unterteilten sich in verschiedene Kategorien wie warm, kalt und für Kinder. Die Preise reichten von 0,35 DM für „eine Tasse Fleischbrühe mit Einlage“ über 1,90 DM für „zwei Rühreier mit Brot“ bis hin zu 4,90 DM für „Holsteiner Schnitzel“. Unter „Schonkost“ wurde zum Beispiel „Makkaroni mit Schinken und Tomatentunke“ angeboten und für Kinder gab es unter anderem „Verlorenes Ei auf Püreekartoffeln mit brauner Butter“.
Für das „Café an der Hauptstraße“ gibt es neben der Speisekarte auch eine Eiskarte, beides in der Preisstufe III. Der „Spezial Eisbecher“ für 2,05 DM bestand aus 100 g Vanilleeis, einem Kirschlikör und 25 g Sahne. Der „Schokoladen Eisbecher“ bestand aus 100 g Schokoladeneis, 20 g Kuvertüre und 25 g Sahne. Auch Eisschokolade und Eiskaffee waren im Angebot.
HO-Geschäfte und -Kaufhäuser
Mehr Auswahl wurde in den Geschäften und Kaufhäusern der HO angeboten. Ein Heft ist zu Weihnachten bunt gestaltet, samt Weihnachtsmann und Rentier. Ein Musikhaus bot verschiedenes an, zum Beispiel Schallplatten für 4,10 DM und Akkordeons für 172 DM bis 653 DM. In einem Möbel-Kaufhaus wurden unter anderem eine Abteilung für Schuh- und Lederwaren und eine Spielwarenausstellung beworben. Auch Fotogeschäfte und Bonbonniere sind neben weiteren anderen Geschäften aufgeführt.
Passend zur weihnachtlichen Gestaltung wurde eine Seite „zum Fest“ betitelt. So hätte man sich in den Lebensmittel-Verkaufsstellen Geschenkkörbe zusammenstellen lassen können. Dabei wurden besonders die Fleisch- und Wurstwaren empfohlen, wie Teewurst, Nussschinken und Fleisch- beziehungsweise Fischsalate.
Zuletzt stellen wir ein Festprogramm der HO vor. Die „2. Betriebsfestspiele“ sollten vom 25. April bis zum 14. Mai 1972 stattfinden. Die Angebote umfassten zum Beispiel Diskussionsrunden, Musikabende, Kartenturniere, Ausstellungen und einen Reisetag für Betriebsveteranen zum Hotel „Neptun“ Warnemünde. Am vorletzten Tag war außerdem ein Tierparkfest im Parkrestaurant geplant.
Zu diesen Themen befinden sich teilweise weitere Unterlagen in diesem Bestand, auf die wir hier nicht weiter eingehen konnten. Dieses Archivgut, ebenso das der vergangenen Beiträge und vieles mehr, können jedoch nach terminlicher Vereinbarung hier im Kreisarchiv eingesehen werden.
Im nächsten Beitrag beleuchten wir alte Unterlagen der heutigen Kulturmühle in Parchim, zu der Zeit, als sie noch eine Getreidemühle war – die ältesten Unterlagen sind sogar von 1877.
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